Heuschnupfen – das moderne Volksleiden Pollenallergie
Der Heuschnupfen zählt zu den häufigsten Allergien in den westlichen Industrieländern und scheint sich von Generation zu Generation weiter auszubreiten. Laut Robert-Koch-Institut sind fast 15 Prozent der deutschen Bevölkerung von einer Pollenallergie betroffen. Dem Universitätsspital Zürich zufolge liegt die Quote in der Schweiz sogar bei 25 Prozent. Statistiken und Forschungen weisen daraufhin, dass die Wahrscheinlichkeit, an Heuschnupfen zu erkranken, durch Faktoren wie Luftverschmutzung, ungesunde Lebensweise oder übertriebene Hygiene zunimmt. Darüber hinaus besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Betroffene ihre Allergien an den Nachwuchs vererben.
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Ausgelöst wird die Allergie, deren Auswirkungen von Erkältungssymptomen bis zu allergischen Asthma-Erkrankungen reichen können, durch die Pollen verschiedener Gräser, Getreide und Bäume. Deren Blütenstaub schwebt in Form winziger Partikel – Pollen – in der Luft, wird eingeatmet oder gelangt in die Schleimhäute von Augen, Mund und Nase. Dort lösen sie eine Sofortreaktion des Immunsystems aus. Tränende Augen, eine permanent laufende Nase oder Asthma-Anfälle können Pollenallergikern von Frühjahr bis Herbst den Tag verderben. Doch stehen wir dem „Volksleiden“ nicht völlig wehrlos gegenüber. Neben der Unterdrückung von Symptomen mithilfe von Medikamenten besteht häufig die Möglichkeit, die Allergie selbst per Hyposensibilisierung abzuschwächen.
Was ist Heuschnupfen?
Heuschnupfen wird durch Pollen ausgelöst. Pollen sind ein Bestandteil von Blütenstaub – es handelt sich um das männliche Erbgut, mit dem weibliche Blüten „bestäubt“ werden. Ein Teil der blühenden Pflanzen verlässt sich auf Bienen und andere Insekten, um seine Pollen von Blüte zu Blüte zu tragen. Für Allergiker sind vor allem die Pollen problematisch, welche sich ausschließlich mit dem Wind verbreiten. Um das Fortbestehen ihrer Art zu sichern, streuen manche Bäume, Gräser und Sträucher Millionen von Pollen aus, welche als mikroskopisch kleine Partikel in der Luft schweben und sich viele hundert Kilometer weit ausbreiten können.
Nicht alle Pflanzen blühen zugleich – Erle und Hasel blühen beispielsweise bereits ab März, im weiteren Frühjahr kommen Birkenpollen und Gräser hinzu. Verschiedene Gräser und Kräuter blühen sogar bis in den Herbst hinein. Zum Glück sind die meisten Pollenallergiker nicht gegen alle Blütenpollen allergisch. Sie haben nur einen Teil des Jahres mit Symptomen zu kämpfen. Wer das ganze Jahr über verschnupft ist und auch im Winter Symptome zeigt, leidet vermutlich eher unter einer allergischen Rhinitis, welche durch eine Kombination von Staub, Sporen, tierischer Allergene und Pollen ausgelöst werden kann. Eine reine Pollenallergie tritt nur saisonabhängig auf.
Typische Symptome und Beschwerden bei Pollenallergie
Heuschnupfen ist eine Typ-I-Allergie – die Symptome treten also praktisch ohne Verzögerung beim Kontakt mit dem Allergieauslöser auf. Es reichen bereits kleine Mengen von Pollen aus, um das Immunsystem von Allergikern zu provozieren. Die eigentlich harmlosen Pollen werden als bedrohliche Substanzen wahrgenommen. Die Überreaktion der körpereigenen Abwehrkräfte ruft die typischen Beschwerden des Heuschnupfens hervor.
- Schnupfen-artige Symptome wie eine verstopfte oder laufende Nase oder häufiges Niesen sind wohl am häufigsten. Wenn die Nase läuft, hört sie bei stärkeren Ausprägungen nicht so schnell wieder damit auf.
- Wirkt sich die Allergie auf die Bronchien und die unteren Atemwege aus, kann sie sich durch Husten und hörbares Pfeifen in der Lunge bemerkbar machen. Schwere Symptome reichen bis zu Atemnot und allergischem Asthma.
- Tränende und juckende Augen sind ebenfalls sehr häufig. Sie gehen oft mit einer deutlichen Rötung der Bindehaut einher. Der Drang, die Augen zu reiben, kann sehr groß sein. Die Beschwerden werden dadurch jedoch nur stärker. Es kann jedoch hilfreich sein, die Augen mit einer speziellen Augenspüllösung zu behandeln, um Allergene hinauszuspülen. Ansonsten werden diese mit der Zeit mit der Tränenflüssigkeit abtransportiert.
- Kopfschmerzen, Müdigkeit und Konzentrationsstörungen treten ebenfalls in Zusammenhang mit Heuschnupfen auf. Bei manchen Menschen löst die Allergie Migräne-Beschwerden aus. Auch Schlafstörungen und eine erhöhte Lichtempfindlichkeit der Augen wurden schon mit Heuschnupfen in Verbindung gebracht.
- Seltener kommt es zur Ausprägung eines sogenannten Angioödems. Dabei handelt es sich um eine durch Flüssigkeitseinlagerungen verursachte Schwellung der Haut oder der Schleimhäute. Diese kann von Juckreiz sowie der Bildung von Quaddeln und Ekzemen begleitet sein. Auch hier gilt: Möglichst nicht kratzen, sondern lieber kühlen. Bei starken Angioödemen im Bereich von Kopf und Hals sollte ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.
Eine Pollenallergie kann im Laufe des Lebens von allein schwächer werden. Sie kann jedoch auch stärker werden – gerade bei schweren Ausprägungen ist nicht auszuschließen, dass sich Spätfolgen wie das allergische Asthma entwickeln, wenn die Allergie unbehandelt bleibt. Weiter unten im Text wird noch auf Behandlungsmöglichkeiten für Heuschnupfen eingegangen.
Kreuzallergien bei Heuschnupfen
Von Kreuzallergien wird gesprochen, wenn verschiedene Substanzen die gleichen allergischen Reaktionen auslösen. Die unterschiedlichen Stoffe sind sich dabei so ähnlich, dass das Immunsystem nicht zwischen ihnen unterscheidet. Pollenallergiker leiden relativ häufig unter Kreuzallergien, die im Zusammenhang Obst oder Nüssen auftreten. So sind Allergiker, die keine Äpfel vertragen, häufig auch gegen Birkenpollen allergisch. Doch Kreuzallergien mit der Birke bestehen auch mit Nüssen, Mandeln sowie mit Pfirsichen und anderem Obst. Manche Gemüsesorten wie zum Beispiel Sellerie oder Karotten können eine Kreuzreaktion mit Kräutern wie dem Beifuß oder Gewürzpflanzen wie dem Pfeffer auslösen.
Seltener kommt es zu Kreuzallergien mit Stoffen, die kaum oder keine Ähnlichkeit zueinander aufweisen. Wer gegen Gräser allergisch ist, verträgt zum Beispiel manchmal keine Erbsen oder andere Hülsenfrüchte. In seltenen Fällen sollen sogar Kreuzreaktionen mit Latex aufgetreten sein. Letztere wurden durch Allergien gegen Früchte ausgelöst.
Bei Reaktionen auf Lebensmittel ist es häufig möglich, das betreffende Allergen durch Erhitzen auszuschalten. So können Menschen, die keine rohen Äpfel vertragen, diese oft in Form von zuvor gekochtem Apfelmus oder als Bratapfel zu Weihnachten verzehren. Bei stark ausgeprägten Lebensmittelallergien ist es jedoch ratsam, den Kontakt zum Allergen komplett zu vermeiden.
Warum haben immer mehr Menschen Heuschnupfen?
Über die letzten Jahrzehnte ist die Zahl der Pollenallergiker in Deutschland und anderen westlichen Industrienationen deutlich gestiegen, während die Zahlen in Osteuropa oder auf dem Balkan praktisch stagnierten. Immer mehr Forscher bringen diesen Anstieg mit Faktoren wie Ernährung, Lebensweise oder Luftverschmutzung in Zusammenhang. Da Stadtkinder weitaus häufiger Heuschnupfen bekommen als Kinder, die auf dem Land aufgewachsen sind, sind Zusammenhänge mit den Hygienebedingungen sowie der Luftqualität naheliegend.
Die sogenannte Hygienehypothese vermutet, dass Kinder, deren Immunsystem sich bereits früh an verschiedene Keime „gewöhnen“ kann, einen besseren Schutz vor Allergien wie dem Heuschnupfen besitzen. Kinder „auf dem Land“ kommen weitaus häufiger mit verschiedenen Keimen in Kontakt. Wissenschaftler haben dabei vor allem Bakterien im Auge, die den Giftstoff Endotoxin enthalten. Endotoxine können Fieber und Entzündungen auslösen, sollen jedoch auch Immunreaktionen hervorrufen, die einer Hyposensibilisierung gegen Allergene ähneln. Das Immunsystem lernt demnach, Allergene wie Pollen, Tiereiweiße oder Staub zu tolerieren.
Faktoren wie Luftverschmutzung durch Feinstaub, Abgase oder Rauch scheinen sich auf den Schweregrad von Allergien auszuwirken. In Gebieten mit hoher Feinstaubbelastung kommt Heuschnupfen zudem tendenziell häufiger vor. Es wird vermutet, dass verschiedene Schadstoffe in der Luft die Schleimhäute der Atemwege empfindlicher für Allergene machen.
Heuschnupfen diagnostizieren und behandeln
Wenn Sie an sich Symptome feststellen, die auf Heuschnupfen hinweisen, ist es am besten, sich an die Ärztin oder den Arzt Ihres Vertrauens zu wenden. Nicht selten sind Hausärzte, Kinderärzte oder Hautärzte zugleich Allergologen und bieten Allergietests in ihrer Praxis an. Es ist wichtig, zunächst die genauen Auslöser für den Heuschnupfen sowie den Schweregrad der Immunreaktion zu testen, um die weitere Behandlung zu planen.
Es gibt verschiedene Allergietests. Zur Bestimmung von Pollenallergien wird häufig der Pricktest eingesetzt. Das ist ein Hauttest, der auf dem Unterarm oder dem Rücken der Testperson durchgeführt wird. Wichtig ist, dass eine größere Hautfläche zur Verfügung steht, denn vor dem Test werden Felder auf die Haut gemalt. Auf jedes Feld wird ein anderes Allergen in einer neutralen Flüssigkeit getropft – der Tropfen wird anschließend mit einer sterilen Nadel durchstoßen. Die Nadel ritzt die oberste Hautschicht an, damit eine kleine Menge Allergen ins Gewebe eindringen kann. An der jeweiligen lokalen Reaktion (Rötungen, Quaddeln, etc.) lässt sich erkennen, ob eine Allergie vorliegt.
Sobald bekannt ist, welche Pollen Ihren Heuschnupfen auslösen, kann eine Hyposensibilisierung erwogen werden. Es handelt sich dabei um einen längeren Prozess, bei dem regelmäßig kleine Mengen eines Allergens eingenommen werden. Durch langsames Steigern der Dosis kann sich das Immunsystem an den Allergieauslöser gewöhnen und reagiert mit einer deutlich schwächeren Immunantwort. Häufig lassen sich Allergien wie Heuschnupfen so weit abschwächen, dass sie keine Belastung im Alltag mehr darstellen. Die Hyposensibilisierung dauert meist zwischen 12 und 24 Monate und ist am erfolgreichsten, wenn sie bereits in jungen Jahren durchgeführt wird. Doch auch Erwachsene haben gute Chancen, ihren Heuschnupfen noch zu lindern.
Allergische Beschwerden lassen sich auch mithilfe von Medikamenten unterdrücken. Heilen lassen sie sich damit jedoch nicht. Beim Heuschnupfen kontern die Arzneien Symptome wie das Anschwellen der Schleimhäute. Es kann also ratsam sein, bei schwerem Heuschnupfen Medikamente einzunehmen, solange die betreffenden Pollen fliegen. Suchen Sie in jedem Fall ärztlichen Rat, wenn Sie an schwerem Heuschnupfen leiden.